Bleibe nicht ewig in Ägypten

Woher kann in uns das Verlangen entstehen, das Licht der Unendlichkeit zu erlangen? Wir befinden uns bereits jetzt in einem Ozean des unendlichen Lichts, aber spüren wir etwa, dass es uns fehlt? Ganz und gar nicht. Wir begehren nur das, was sich vor unseren Augen befindet, das, was für unser Ego greifbar ist.
Deshalb fragte Abraham den Schöpfer: „Woher sollen meine Nachkommen das Bedürfnis nehmen, das Licht der Unendlichkeit zu offenbaren, Dir ähnlich zu werden, den Nächsten zu lieben, das ganze Universum zu vereinen und zu begreifen? Wie sollen solche Gedanken in einem gewöhnlichen Menschen entstehen, der doch nur ein ruhiges Leben führen will und nicht mehr?“
Doch der Schöpfer sprach: „Siehe, ich habe für euch das ägyptische Exil vorbereitet – als die Quintessenz allen Übels. Ihr werdet in diese Phase eintreten und in ihr solche Begierden entwickeln, dass ihr aus ihnen ausbrechen wollt. Ihr werdet fühlen, dass sie euch schaden.
Einerseits habt ihr keine Kraft, euch von ihnen zu lösen, andererseits ist es unmöglich, in ihnen zu bleiben. Das Exil ist wie ein Gefängnis, das euch erstickt und euch keinen Atemzug lässt – und dennoch könnt ihr ihm nicht entkommen. So sehr erdrückt euch euer Egoismus.
Ihr werdet erkennen, dass ihr nur für euren Egoismus arbeitet, der alles für sich beansprucht. Es ist, als würdet ihr versuchen, aus einem löchrigen Eimer zu trinken: Ihr schöpft Wasser, sterbt vor Durst, führt den Eimer zum Mund – doch er ist leer. Und dann bleibt euch nichts anderes übrig, als aus diesem Gefängnis zu fliehen.
Wer am Egoismus festhält und nicht lernen will, zu geben, wird als Ägypter bezeichnet und nicht als Jude. Denn „Jude“ (Yehudi) bedeutet „Einheit“ (Yehud), während der Ägypter nicht nach Einheit strebt – und somit in Ägypten verbleibt.
All dies erklärte der Schöpfer Abraham.
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Aus der Lektion zum Thema „Pessach“
