Enthüllung der Göttlichkeit (Baal Ha Sulam)
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst; das ist ein großes (gemeinsames) Gebot in der Tora.“Das Wort „gemeinsam“ weist auf eine Summe von Elementen hin, die zusammengenommen ein Kollektiv ergeben. Wenn wir also über den Vers „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ sagen, dass es ein „großes (gemeinsames) Gebot in der Tora“ sei, müssen wir verstehen, dass alle anderen 612 Korrekturen des Verlangens zu Empfangen nur Details des Gebotes „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ sind.
Keine Korrektur der 612 Korrekturen der Verlangen kommt der Korrektur von „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ gleich, da sie nur die Nächstenliebe interpretieren. Im Endeffekt ist die gesamte Tora nur ein Kommentar zu diesem einen Gebot.
Des Schöpfers Ziel bei der Erschaffung des Menschen ist, dass Er sich dem Menschen enthüllen will. Diese Enthüllung ermöglicht dem Menschen, Genuss und Füllung zu bekommen, die ihn erheben, damit er sich an den Schöpfer anheften kann. Daher entwickelt sich der Mensch hin zum Schöpfungsziel durch die Korrekturen und erhält eine Verbindung mit dem Schöpfer (und Ähnlichkeit).
Warum hat uns der Schöpfer nicht gleich in Verbindung zu Ihm erschaffen? Warum müssen wir uns korrigieren? Weil ein Empfänger Scham verspürt. Aus diesem Grund wurde uns die Möglichkeit zur Korrektur gegeben, durch welche wir der Belohnung selbst würdig werden. In diesem Zustand sind alle Genüsse, die vom Schöpfer kommen – eingeschlossen in die Verbindung – unsere eigenen und wir können sie vollständig genießen.
Die Anheftung erreichen wir, wenn wir uns korrigieren und uns den Eigenschaften des Schöpfers angleichen. An diesem Punkt werden ganz natürlich der Genuss und die Vollkommenheit auf uns wirken und sich in uns ausbreiten. Denn wenn wir uns unserer Wurzel angleichen wird das von uns als Freude und Genuss erfahren – was nicht unserer Wurzel entspricht, verursacht uns Leid.
Ein Mensch wird mit soviel Selbstliebe geboren, dass jegliche Handlungen nur zum eigenen Nutzen durchgeführt werden, ohne den Funken des Gebens an den anderen. Und das entfernt uns vom Schöpfer, der nur aus Geben besteht. Das ist der Grund für die Niedrigkeit des Menschen.
Und doch, durch die Kraft, die im Kabbalahstudium liegt, entwickeln wir uns bis wir all unsere Selbstliebe verlieren und die Absicht zu geben erreichen. Bis wir nur mehr empfangen, um zu geben.
Es gibt Arbeit zwischen Mensch und Schöpfer und Arbeit zwischen Mensch und Mensch. Und beide dienen dazu, uns ans Ziel zu bringen – die Anheftung an den Schöpfer. Tatsächlich handelt es sich bei den beiden Arbeiten nur um eine: wenn ein Mensch in der Absicht zu geben handelt, ohne für sich selbst einen Nutzen daraus zu ziehen, wird er keinen Unterschied zwischen der Arbeit für den Freund und der für den Schöpfer spüren.
Es ist ein Naturgesetz, dass jeglicher Handlung, auch der Liebe zu anderen, der eigene Vorteil bzw. ein erwarteter Lohn zu Grunde liegt. Und so kann man keine einzige Handlung der Liebe einem anderen gegenüber machen, ohne im Gegenzug etwas für sich selbst zu erwarten. Daher werden diese Handlungen nicht als Akte der Nächstenliebe bezeichnet. Nur wenn ein Mensch das Licht nutzt um sich selbst zu korrigieren, um ein Gebender zu werden, entflieht er stufenweise seiner Natur und erreicht so die Liebe zu anderen.
Jedoch vor seiner Korrektur wird ein Mensch jegliche Handlung dem anderen gegenüber als leer empfinden, ob er sie nun an den Schöpfer oder an einen anderen Menschen richtet.
Das beste Mittel, um das Ziel zu erreichen, ist eine liebende Handlung einem Freund gegenüber. Denn die Handlungen des Menschen gegenüber dem Schöpfer sind unveränderlich und werden nicht erwartet.
Aber Handlungen den Freunden gegenüber sind inkonstant und werden immer erwartet. Daher sind sie der sicherste Weg, das Ziel des Gebens zu erreichen.
Zusammenfassung: Das Herz der Korrektur liegt in der Liebe zu anderen. Alle korrigierten Verlangen des Menschen verbinden sich im höchsten Ziel – „Liebe dein Nächsten wir dich selbst“ – und er wird unmittelbar und sofort mit der Anheftung an den Schöpfer belohnt.
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